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Strichlängen-Einmaleins — – - wann wie lang?


Der Kurze ist am häufigsten im Einsatz. Oftmals übernimmt er fälschlicherweise auch die Aufgaben des Längeren – die Rede ist von Strichen im deutschen Schriftsatz. Was auf den ersten Blick gehüpft wie gesprungen scheint, offenbart auf den zweiten vielfältige typografische Details. Hier erhalten Sie einen Überblick über Striche, deren Länge von der Maßeinheit „Geviert“ ausgeht. Das Geviert stammt noch aus dem Bleisatz und bezeichnet ein Quadrat. Dessen Seitenlänge entspricht der Größe der verwendeten Schriftart. Bei einer 10 Punkt großen Schrift beträgt also auch das Geviert 10 Punkt. Ein Strich in Größe eines Halbgevierts ist bei derselben Schrift demnach 5 Punkt lang, der Strich in Größe eines Viertelgevierts beträgt dann 2,5 Punkt.

 

VIERTELGEVIERTSTRICH: -

 

Bindestrich (Divis)

Der wohl meistgenutzte Strich im Schriftsatz ist der Bindestrich, im Druckwesen Divis genannt. Zugleich ist er auch der kürzeste. Er koppelt Wortzusammensetzungen (Komposita) wie z. B. Sankt-Nimmerleins-Tag, fungiert als Trennstrich am Ende einer Zeile und dient als Ergänzungsstrich, z. B. bei Klein- und Großunternehmen. Außerdem gliedert er ISBNs oder auch Webadressen: https://www.b2b-lektorat.de/texterstellung/gendergerechte-texte. Oftmals wird der kurze Strich zudem als bis-Strich verwendet, was aus typografischer Sicht jedoch nicht korrekt ist. Auch sollte er möglichst nicht als Spiegelstrich verwendet werden (siehe unten).

 

HALBGEVIERTSTRICH: –

 

Gedankenstrich

Beim Gedankenstrich wird zwischen dem einfachen und dem paarigen unterschieden. Beispielsweise grenzt der einfache einzelne Wörter stärker voneinander ab als ein Komma oder Doppelpunkt: Dies ist ein Gedankenstrich – kein Bindestrich! Der paarige markiert Einschübe, die stark betont werden sollen, z. B.: Eines Nachts – sie war allein zu Hause – klingelte es an der Tür. Die Mutter hatte gesagt:Wenn du artig bist – und nur dann! –, gehen wir ins Kino.“

 

Zeichen für „bis“

Um einen Zwischenwert anzugeben, ohne das Wort „bis“ auszuschreiben, wird ebenfalls der Halbgeviertstrich verwendet, jedoch üblicherweise kompress (ohne Abstände). Beispiel: Er wohnt in der Münchener Straße 1–3, kommt 2–3-mal pro Woche vorbei und bringt 250–300 Euro mit.

Zeichen für „gegen“

In dieser Bedeutung kommt der Halbgeviertstrich vor allem in Sportberichten vor. Anders als bei „bis“ steht der gegen-Strich mit einem Abstand davor und danach, etwa bei der Bezeichnung eines Fußballspiels: FC Bayern München – Union Berlin.

Streckenstrich

Zur Darstellung von Relationen („von … nach“; „zwischen … und“) gibt es den sogenannten Streckenstrich. Er wird in der Regel wie der bis-Strich kompress abgebildet, z. B.: Bahnstrecke Berlin–München; Abkommen USA–China. Aus optischen Gründen kann jedoch bei mehrteiligen Fügungen mit Abständen gearbeitet werden: Reiseverlauf Frankfurt (Oder) – Rothenburg ob der Tauber.

Auslassungs-/Währungsstrich

Der Auslassungsstrich dient zur Darstellung der Werte „nichts“ bzw. „0“, z. B. in Tabellen, in denen bestimmte Zellen keinen Wert enthalten:
Berlin 10 Punkte                    Düsseldorf 12 Punkte                  München –

Bei Geldbeträgen zeigt der Währungsstrich in Verbindung mit einem Komma einen Centbetrag von „0“ an (22,– Euro) oder einen Eurobetrag von „0“ (–,99 Euro).

 

Spiegelstrich

Der Halbgeviertstrich kann auch Aufzählungspunkte einleiten:

        Obst und Gemüse

        Backwaren

        Zeitschriften

 

Minuszeichen

Beim Minusstrich handelt es sich streng genommen um ein eigenes Sonderzeichen. Dieses ist jedoch nicht in jeder Schrift verfügbar, sodass stattdessen oft der Halbgeviertstrich verwendet wird. Denn dieser unterscheidet sich optisch kaum vom eigentlichen Minus. In einer Gleichung steht der Minusstrich mit Abständen: 10 – 8 = 2. Als Vorzeichen wird er hingegen üblicherweise kompress gesetzt: Die durchschnittliche Temperatur von –8 Grad hatte eine Ergebnisveränderung in Höhe von –346 Mio. € zur Folge.

 

GEVIERTSTRICH: —

 

Der Geviertstrich ist im deutschen Schriftbild nur noch selten anzutreffen. Unter anderem wird er als grafisches Aufzählungs- oder Trennelement eingesetzt. Ansonsten findet man ihn hauptsächlich in englischsprachigen Texten, und zwar in der Funktion eines Gedankenstrichs.

 

 

Quellen:

https://typeschool.de/leerraum-in-typografie-und-layout-so-setzen-sie-gevierte-halbgevierte-und-co-richtig-ein, abgerufen am 2.5.2022.
Forssman, Friedrich; de Jong, Ralf: Detailtypografie. Nachschlagewerk für alle Fragen zu Schrift und Satz. 5. Aufl., Mainz 2014.

Duden Das Wörterbuch der sprachlichen Zweifelsfälle, 9. Aufl., Berlin 2021.

Duden – Komma, Punkt und alle anderen Satzzeichen. Das Handbuch zur Zeichensetzung. Berlin 2018.

Turtschi, Ralf: Zeichen setzen! Satz-, Begriffs- und Sonderzeichen richtig einsetzen. Thalwil 2018.